Projekt ProMi der eva vermittelt Betreuung für ältere Migranten
Manche von ihnen konnten noch nie gut deutsch sprechen, andere haben diese Sprache durch ihre zunehmende Demenz vergessen. Ältere Migranten blühen auf, wenn sie Menschen begegnen, die sich in ihrer Herkunftssprache mit ihnen unterhalten. Das Projekt ProMi der Evangelischen Gesellschaft (eva) bringt sie seit zwei Jahren zusammen: Ehrenamtliche, die einen Migrationshintergrund haben, sowie ältere Menschen mit ähnlicher Herkunft, die von einer Demenzerkrankung oder einer Depression betroffen sind. Die Erfahrungen des Projekts, dessen Name für Pro Migration, also „für Migranten“ steht, sind bisher sehr gut. ProMi sucht weitere betroffene ältere Menschen, die von der Hilfe profitieren können. Ebenso können sich Menschen mit Migrationshintergrund melden, die anderen helfen wollen. Die Helfer erhalten in der Regel eine finanzielle Aufwandsentschädigung für ihren Einsatz. Betroffene, Angehörige sowie an der Tätigkeit als Helfer Interessierte können sich bei der eva melden unter Tel. 20 54-4 62 oder per E-Mail an guenther.schwarz(a)eva-stuttgart.de.
Immer mehr ältere Migranten mit Demenz oder Depression
Die Zahl der betroffenen älteren Migranten nimmt stetig zu, da viele nicht in ihr Herkunftsland zurückkehren, sondern in Deutschland eine zweite Heimat gefunden haben. Einer von ihnen ist Asghar Mohammadian, der aus dem Iran stammt. Er ist 86 Jahre alt und lebt bei der jüngeren seiner beiden Töchter. Beide Töchter leben und arbeiten seit langem in Deutschland und kümmern sich abwechselnd um ihn. Asghar Mohammadian leidet unter einer beginnenden Demenzerkrankung verbunden mit einer Depression. Er spricht persisch und türkisch, aber fast kein deutsch. Der ältere Mann hat dadurch außerhalb der Familie wenig soziale Kontakte. Seit Ende 2014 besucht ihn ein- bis zweimal in der Woche Maria Schörger, die sich schon vor zwei Jahren für das ProMi-Projekt interessiert hat. Sie hat die Schulung für den Umgang mit demenzkranken und anderen gerontopsychiatrisch erkrankten Menschen mitgemacht, die den Helfern von hauptamtlichen eva-Mitarbeitern angeboten wird.
Maria Schörger stammt aus Armenien, lebt schon sehr lange in Deutschland und spricht gut türkisch. Wenn sie zu Besuch kommt, hat Herr Mohammadian schon den traditionellen Tee vorbereitet. Er ist stolz, Maria Schörger gastfreundlich bedienen zu können. Asghar Mohammadian möchte gern besser Deutsch lernen. Und so versucht Maria Schörger, ihm bei jedem Treffen einige Wörter auf Deutsch beizubringen. Meistens sind es die gleichen Wörter, die Asghar Mohammadian bis zum nächsten Treffen wieder vergisst. Doch das macht nichts, denn am wichtigsten sind die anregende Unterhaltung und das Interesse des älteren Herrn. Sehr gerne spielt er Backgammon. So ist auch dieses Spiel mittlerweile zu einem Ritual zwischen den beiden geworden.
Betreuungen auf italienisch, aber auch chinesisch
Die ältere Tochter von Herrn Mohammadian ist über die organisierten Besuche hinaus weiter aktiv geworden. Sie hat über einen Verein einige ebenfalls aus dem Iran stammende ältere Männer aktivieren können, die ebenfalls aus dem Iran stammen und bereit waren, sich einmal in der Woche zu treffen, Tee zuzubereiten und zu trinken. Sie unterhalten sich und beziehen dabei Herrn Mohammadian aktiv mit ein. Die eva konnte hier mit einem Raum weiterhelfen. Die Gruppe trifft sich jeden Donnerstag in einem Gruppenraum der Seniorenbegegnungsstätte im Haus der Diakonie der eva.
Die hauptamtlichen Mitarbeiter des eva-Projekts haben bisher zwanzig Mal erfolgreich ehrenamtliche Helfer und ältere Migranten zueinander gebracht. Deren Herkunft ist ganz unterschiedlich. So gibt es inzwischen regelmäßige Betreuungen, bei denen italienisch, türkisch, griechisch, russisch, serbokroatisch oder sogar chinesisch gesprochen wird. Natürlich spielen bei den Begegnungen auch die Mentalität und die Kenntnis der Sitten und Gebräuche im Herkunftsland eine wichtige Rolle. Der Zugang zu den desorientierten Menschen gelingt umso besser, je mehr Verständnis und Kenntnisse vorhanden sind.
Zwischendurch kommt es auch zu Einsätzen, bei denen es zum Beispiel darum geht, sprachlich zwischen dem Mitarbeitenden einer Beratungsstelle und dem älteren Menschen zu vermitteln. Oder die Helfer unterstützen gezielt bei einer bürokratischen Angelegenheit. Auch dies ist ein Angebot von ProMi, erklären Georg Hegele und Günther Schwarz, die beiden eva-Mitarbeiter, die sich um das Projekt kümmern.
ProMi wird drei Jahre lang finanziell gefördert
Das Projekt ProMi wird drei Jahre lang über das Programm „Vielfalt gefällt! 60 Orte der Integration“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kooperation mit dem Ministerium für Integration Baden-Württemberg gefördert. Daneben wird es von der Robert Bosch Stiftung unterstützt. Die Aufwandsentschädigung der Helfer wird meist über die Pflegeversicherung finanziert.